Datenschnitzelkultur - Oder, wie bei der Datenanalyse von Schnitzeln sogar Veganer profitieren...

Feb 1
Datenanalysen sind oft sehr trocken. Das haben sie mit schlechten Schnitzeln gemein. Das kann an schlechten Ausgangsdaten liegen, bzw. schlechtem Fleisch, Fehlern oder Verzögerungen auf dem Transportweg, am Koch, bzw. Analyst oder dem fehlenden Kontext oder Beilagen...

Die Güte eines Schnitzels beginnt nicht in der Pfanne, sondern bereits auf der Weide. Übernimmt der Bauer nicht die Verantwortung für die Qualität des Fleischs ist im Restaurant nicht viel zu retten. Natürlich obliegt es dem Chefkoch auf andere Rohstoffe zu setzen, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Schließlich muss er sicher stellen, dass sein Produkt frisch, von hoher Qualität und ansprechend präsentiert beim Kunden landet.

Ganz ähnlich verhält es sich mit Datenanalysen: Die besten Datenprodukte bleiben wirkungslos, wenn sie auf schlechter Datenqualität aufbauen, der Analyst das Zusammenfügen der Zutaten nicht beherrscht, den Kontext nicht versteht oder eine schlechte Präsentation wählt.

Und was passiert, wenn trotz aller Sorgfalt und guter Ausgangsqualität das Endprodukt, in diesem Fall das Schnitzel, nicht mehr den Bedürfnissen der Kunden entspricht?

Wenn sich das Restaurant nicht mehr freuen kann, wie ein Schnitzel, weil sich das Schnitzel nicht mehr verkauft, wie geschnitten Brot...

Stellen Sie sich vor, Sie betreiben seit 35 Jahren ein Restaurant, dass viele als gutbürgerlich bezeichnen. Ihr erfolgreichstes Produkt, wie könnte es auch anders sein, ist ein Schnitzel. Bis vor wenigen Jahren fand ihr Schnitzel noch reißenden Absatz, doch in den letzten Jahren geht ihr Umsatz langsam, aber stetig zurück. McDonald’s, Dönerbuden und nicht zuletzt die Inflation und sinkende Kaufkraft ihres Klientels machen Ihnen zu schaffen.

Die Situation ist Ihnen nicht ganz fremd. Seit die ersten ausländischem Konkurrenten versucht haben, sich auf Ihrem Markt breit zu machen, konnten Sie immer mit größeren, billigeren Schnitzeln dagegenhalten. Sie haben viel Geld in die Ausstattung ihrer Küche investiert und Prozesse automatisiert und konnten so über viele Jahre ein attraktives Angebot schnüren. 

Doch dieses Mal scheint alles irgendwie anders. Seit ihrer letzten Preissenkung hat sich die Zahl ihrer Gäste nicht wie früher wieder erholt, sondern hat sich im Gegenteil weiter reduziert.
Es muss dringend eine Lösung her. Doch weil der Wartungsvertrag ihres Gasherds ausläuft, müssen sie den Großteil ihrer Zeit für die Umstellung auf Induktion aufwenden. Ihre Pfannen können nicht migriert werden und auch ihre Mitarbeiter kommen mit der neuen Technik noch nicht so zurecht. Die Lösung Ihres Absatzproblems muss also warten, bis die Umstellung geschafft ist, alles Kochgeschirr ersetzt wurde und dann irgendwann mal wieder mehr Zeit ist. Noch bleiben am Monatsende ja ein paar Euro übrig und schließlich haben Sie ja ein über Jahrzehnte erfolgreiches Produkt, so schlimm wird es schon nicht werden.

Monate vergehen und als der Monatsabschluss wieder einmal negativ ausfällt, wird Ihnen klar, dass die Jahre des Erfolgs vielleicht eine gewisse Betriebsblindheit mit sich gebracht haben. Trotz der technologischen Modernisierung haben Sie es versäumt, das Wichtigste im Auge zu behalten: die sich wandelnden Bedürfnisse und Wünsche Ihrer Kunden. Jetzt, da das Bewusstsein dafür da ist, scheint es fast zu spät, um die Weichen neu zu stellen.

In Gesprächen mit den wenigen Stammgästen wird deutlich, dass sie sich mehr Vielfalt und Kreativität wünschen. Aber die jahrelange Konzentration auf das Bestehende hat wenig Raum für Experimente und neue Ideen gelassen. Das Restaurant, einst ein Treffpunkt für Genießer gutbürgerlicher Küche, wirkt nun veraltet und nicht mehr zeitgemäß.
Sie merken, dass Sie wenig über Ihre Kunden wissen. Es gab nie einen Anlass, Daten zu sammeln oder Feedback einzuholen – das Schnitzel verkaufte sich ja immer. Jetzt, in Zeiten, in denen personalisierte Erlebnisse und individuelle Ansprache immer wichtiger werden, wirkt Ihr Angebot generisch und überholt.
Ihr Versuch, sich durch größere und billigere Schnitzel vom Wettbewerb abzuheben, hat langfristig nicht die gewünschte Wirkung gezeigt. Statt Innovation und Anpassung an neue Marktbedingungen stand Effizienz im Vordergrund. Dies hat zwar die Kosten gesenkt, aber auch dazu geführt, dass Ihr Angebot zunehmend austauschbar wirkte.
Die Konkurrenz ist nicht nur in Form von Fast-Food-Ketten und internationalen Angeboten präsent, sondern auch in Gestalt neuer, moderner Restaurants, die mit frischen Konzepten, Nachhaltigkeit und einem starken Fokus auf Kundenbedürfnisse punkten. 

Neue Perspektiven und  Maßnahmen

Glauben Sie, die Umstellung auf Induktion war wirklich das dringendste Problem?

Hätte eine Modernisierung der Abzugshaube oder der Fritteuse mehr Vorteile gebracht? Was wären Ihre nächsten Schritte, um das Restaurant doch noch zu retten? 

Was tuen Sie in Ihrem Unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben? In wieweit unterscheidet sich dies von Ihrer Empfehlung für das Restaurant - und warum?

Bevor Sie weiter lesen...

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um über die Fragen im letzten Kapitel nachzudenken. Sie bringen sich sonst nicht nur um den größten Teil der Erkenntnis, sondern auch um den meisten Spaß!

Handlungsfelder für die Zukunft

Die Herausforderungen, mit denen sich unser fiktives Restaurant konfrontiert sieht, sind exemplarisch für die dynamische und oft unvorhersehbare Natur des Geschäftslebens. Wie leicht durch den Fokus auf Effektivität und Kosten die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Produkts übersehen wird, wurde anhand des Niedergangs von Blackberry, Nokia oder Kodak schon häufig bemüht, ist aber deshalb nicht weniger gefährlich geworden.

Ein kontinuierliches Verständnis für die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden ist essentiell. Es hilft dabei sehr Bedürfnisse nicht mit Produkten zu verwechseln. Niemand benötigt ein Schnitzel. Kunden haben das grundlegende Bedürfnis nach Nahrung und Sättigung und auch das Verlangen nach einem angenehmen Geschmackserlebnis. Je nach Kontext geht es vielleicht um ein Gefühl der Vertrautheit, der Erfüllung von Erwartungen in Bezug auf Qualität, Preis-Leistungs-Verhältnis oder Bequemlichkeit. 

Technologische Modernisierung wurde in der Fallstudie sehr stark in den Vordergrund gestellt. Es ist im Falle eines Restaurants im Prinzip jedem klar, dass Technologie im Dienste der übergeordneten Geschäftsziele stehen muss. In unserer beruflichen Praxis erleben wir es aber immer wieder, dass ein teures Upgrade nur durchgeführt wird, weil in ferner Zukunft das Ende eines Wartungszyklus droht, marginale Kostenvorteile entstehen oder Techniker sich in neue Funktionen verliebt haben. Man kann es deshalb nicht oft genug sagen, der Fokus muss immer darauf liegen, wie Technologie hilft das Kundenerlebnis zu verbessern und messbarer Mehrwert entsteht.

Wie wichtig es ist sich Agilität und Flexibilität zu bewahren wurde ebenfalls deutlich. Wie in diesem Beispiel ersichtlich, geht es dabei nicht nur um ultraschnelle dynamische Anpassung, wie bspw. die Butter eines anderen Herstellers zu kaufen, wenn die andere ausverkauft ist. Agilität kann, wie in diesem Fall, auch bedeuten in der Lage zu sein, Trends zu erkennen und vorausschauend zu planen, um zukünftige Herausforderungen proaktiv anzugehen. Kontinuierliches Lernen, sich immer weiter zu entwickeln, die Fähigkeit, Neues zu wagen und alte Muster zu durchbrechen sind damit untrennbar verbunden. 

Unsere Fallstudie zeigt eindrucksvoll, wie entscheidend ein tiefgreifendes Verständnis für Kundenbedürfnisse und die Fähigkeit zur Anpassung an sich wandelnde Marktbedingungen sind. Die Ursachen und Handlungsfelder sind universell, also unabhängig von einer bestimmte Branche und nicht auf ein spezifisches Geschäftsmodell beschränkt.
Auch wenn wir in dieser Fallstudie gar nicht explizit auf die Rolle von Daten eingegangen sind, kann ihr Potential in einem solchen Szenario gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: Sie sind der Schlüssel, um Kundenwünsche präzise zu erfassen und Trends frühzeitig zu erkennen. Daten ermöglichen es, Entscheidungen nicht auf Basis von Annahmen, sondern auf fundierten Informationen zu treffen. Sie sind das Fundament, auf dem ein Unternehmen Agilität und Flexibilität aufbaut, um in einer dynamischen Geschäftswelt erfolgreich zu navigieren. Dazu aber mehr, in einer der kommenden Fallstudien.